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Kanu-Tour auf der Vjosa (Aoös) in Albanien Jul/Aug 2019
Die Vjosa ist seit 2023 Europas erster Wildfluss-Nationalpark.

209km im Luftkanu von Konitsa/Griechenland bis zur Mündung in die Adria.
Wir paddelten also die maximal mögliche Strecke.

Die Vjosa bildet ein komplexes Ökosystem.
 https://balkanrivers.net/de/aktuell/umfassende-studie-über-das-ökosystem-vjosa-veröffentlicht
Die Artenvielfalt wird erst seit wenigen Jahren erforscht. Es schwimmen Fische den Strom hoch, denen es woanders durch Dämme/Wehre nicht möglich ist. Es ist einer der letzten ungezähmten Flüsse Europas!

Zu den Fotos:
Sämtliche Fotos entstanden mit dem Smartphone oder einer GoPro. Meine Digitalkamera mit Weitwinkelobjektiv versenkte ich versehentlich gleich zu Beginn der Tour unauffindbar im Fluss!

Hier geht es zu unserer 2ten Vjosa-Befahrung vom Okt 2023

   
 

  Ergänzung zum Fotobericht: Vjosa Kanu-Tour Teil 1-7
 
 
     

Anreise: Mit dem Flugzeug in knapp 3 Stunden nach Thessaloniki. Vom Airport aus fuhren wir in gut
4Std. mit dem Taxi ins 300km entfernte Konitsa. Das hatte ich vorab gebucht, der Preis für die Fahrt war überschaubar. Alternativ wäre folgendes möglich: Mit dem Fernbus http://ktelmacedonia.gr/en/routes/&tid=16 nach Ionannina und weiter mit dem Bus oder Taxi zur 60km entfernten Einsetzstelle. Da wir erst um 15:00 in Saloniki landeten, hätten wir es bis abends nicht mehr zur Einsetzstelle geschafft. Unser Zeitfenster für die Tour war begrenzt, so entschieden wir uns für die Luxusvariante mit dem Taxi.



Die Fahrt mit dem Taxi entspannte uns völlig, keine Gepäckschlepperei. Der gut englisch sprechende Fahrer erwartete uns am Flughafen, die 80kg Gepäck waren schnell im Kombi verstaut und schon unglaubliche 15 Min. nach der Landung verließen wir im klimatisierten Auto den Airport. Perfekt, so zügig ging es in der Vergangenheit noch nie weiter!


Nach Ankunft im Hotel, das oberhalb der Vjosa liegt, erkundeten wir sofort die Bedingungen an der Einsetzstelle unterhalb der alten Brücke (die erst im 19Jh. errichtet wurde).
Der Wasserstand machte uns vorerst Mut, die ersten 20km ohne viel Treideln zu überstehen.


Morgens liefen wir noch in die höher gelegene Stadt, um uns Lebensmittel und Gaskartuschen zu kaufen, das war sonntags leider vergebens. Einiges an Lebensmitteln hatten wir im Gepäck und Wasser erhielten wir ausreichend, somit konnten wir dennoch starten. Einkaufen in Konitsa: Im Ort gibt es drei kleine Läden um Lebensmittel einzukaufen. Gaskartuschen sind auch erhältlich. Restaurants und Cafes haben natürlich sonntags geöffnet. Wasser und andere Getränke können am Kiosk gekauft werden.


Vom Hotel zum Fluss runter waren wir in einer Minute. Landschaftlich ein toller Startpunkt unterhalb der alten Brücke.


Um 11:00 war das Kanu beladen und vor uns lag eine etwa 210km lange wilde Flusstour (WW I-III mit Unterspülungen, Prallwänden und vielen weiteren Gefahren die ein Wildfluss mit sich bringt).
Die Vjosa wird auf der gesamten Strecke durch keine Wehre oder Dämme reguliert. Hoffen wir, dass es so bleibt, damit ist es der einzige Fluss in Süd-und Mitteleuropa.  


Auf den ersten 10km war viel Treideln angesagt, trotzdem genossen wir die Strecke. Die Ungestörtheit  der Flusslandschaft entschädigte uns für die Anstrengungen.


Der Wasserstand reichte aus um mit dem Luftboot gut über die Steine zu gleiten. Erst als sich der Fluss in mehrere Arme im breiten Schotterbett verteilte, kamen die ersten Stellen zum Treideln. 


Zeitweise verschaffte uns Heiko eine tiefere Fahrrinne ;-) es wurde sehr flach, kaum noch Wasser im Flussarm!


Die erste kleine Stelle zum Umtragen, ein Baumstamm versperrte uns die Weiterfahrt.

Nach etwa 6km mündet links der kleine Fluss Voidomatis ein. Die Zunahme der Wassermenge ist kaum wahrnehmbar, von daher befinden sich auf den ersten 10km, je nach Wasserstand, einige Stellen zum Treideln. Anschließend ist der Fluss vom Wasserstand her durchgängig befahrbar, abgesehen von den vielen Wildwasserstellen. Ob die befahrbar sind, hängt vom individuellen Können und der Wassermenge ab.
 

Nach 19,6km endete der erste Paddeltag. Das Treideln hielt doch ziemlich auf, außerdem wollten wir hier das Kanu aussetzen um über die Straße die Grenze zu passieren. Hinter uns lagen sogar die ersten Wildwasserstellen, davon eine, die wir uns vor dem Befahren ansahen.


Direkt vor einer WW-Stelle setzen wir das Kanu aus, an dieser Stelle waren wir der Straße am nächsten.
Um nach oben zu kommen schlugen wir mit der Machete einen Weg zu einer Wiese frei, das dauerte etwa 20 Min., mich quälten dabei wieder etliche Dornenbüsche. Die etwa ein Hektar große Wiese eignete sich bestens zum Campieren. Die Wiese wurde bewirtschaftet, war frisch gemäht und wir gingen davon aus, das nachts keiner kommt der uns mit einer Schrotflinte verjagt.


Früh morgens machten wir uns auf den Weg zur griechischen Grenzstation, die lag etwa 1km entfernt.
An der Grenzstation wurden wir freundlich empfangen, nach etwa 10 Min ging es weiter. Direkt nach der Station befindet sich ein duty free shop, hier deckten wir uns mit Wasserflaschen ein, sonst gab es nur den üblichen Kram dort (Alkohol, Zigaretten, Parfüm und Schokolade).


Grenzübertritt/Passierbarkeit:  Grundsätzlich besteht die Möglichkeit ungesehen die Grenze mit dem Kanu auf dem Wasserweg zu passieren, aber das wäre illegal !
Wichtige Ergänzung: Es ist nicht gestattet das Kanu unten am Fluss liegen zu lassen und ohne Boot und Gepäck ins Land einzureisen! Mich schrieben mittlerweile mehrere Leute an, die es versuchten (Juni 2023)!

Wir haben uns für die etwa 3km lange Portage entschlossen (Zwischen den beiden Grenzstationen befindet sich eine Brücke mit Blick auf den Sarantaporos). Bei der Einreise werden die Daten aus dem Personalausweis/Reisepass in den Computer eingegeben und auch das Kanu wurde registriert! Achtung: Die Grenze wird abends geschlossen (Genaue Öffnungszeiten sind mir nicht bekannt, vielleicht kann dir einer erfragen und mir mitteilen, danke). Bei der Ausreise auf dem Seeweg in Saranda, wurden unsere Pässe mit den Daten im Computer abgeglichen. Die Ausreise war somit völlig unkompliziert. Mir schrieben Leute, die es nicht so gemacht hatten und bei der Ausreise Probleme bekamen, darauf konnten wir gut verzichten!
Unten links auf dem Foto ist die albanische Grenzstation zu erkennen. Die Einreise dauerte etwa 15 Min. Die Persodaten werden eingehackt und wir wurden gefragt, was wir mit dem Kanu (verkaufen?) in Albanien vorhaben. Die Grenzbeamten (einer sprach etwas englisch, ein zweiter italienisch) waren sehr freundlich und wünschten uns eine tolle Tour! 
 

Etwa 1km nach der Grenze geht links ein Weg zum Fluss runter. Von dort geht es über ein breites Schotterbett (200m) zur Fahrrinne. Die Grenzportage nahm ca. 2 Std. in Anspruch.


Auf albanischer Seite wechselten sich vorerst ruhige Abschnitte mit WW I - Stellen ab.
Die Bewölkung am Himmel nahm zu und tagsüber erreichten wir keine 30°C mehr.
Heiko und ich fingen langsam an zu frieren ;-) ... Ganz angenehm, die Sonne knallte nicht so erbarmungslos.


Die alten Brücken über dem Fluss sehen alle wenig vertrauenswürdig aus. Ganze Ziegenherden werden da noch rübergetrieben.
Nach einer kurzen ruhigen Phase kommen auch schon die ersten WW-Stellen, die etwas schwerer zu paddeln sind. Der Fluss forderte uns zunehmend!
Leichte Verblockungen, deutlich wilderes Wasser und viele Steine unter der Wasserlinie.


Beeindruckend der wilde Fluss, das gefiel uns richtig gut! Wir sahen bisher auch keinen Menschen am Fluss und wurden auch von jeglichem Zivilisationslärm verschont, also die perfekte Kanutour.
Nur unsere Essensvorräte waren überschaubar, Müsliriegel, Trockenfrüchte, Nüsse, Schwarzbrot und Wasser natürlich. Gaskartuschen hofften wir in Përmet zu erhalten.
 

Der unregulierte Fluss bereitete uns viel Paddelspaß, wobei es im Flussbett auch viele kaum zu sehende Steine gibt, die wir umfahren konnten oder auf die wir drauf liefen.


Der Fluss forderte uns häufig. Die vielen WW-Stellen sind z.T. unberechenbar, flach und kaum paddelbar oder total wild und das Kanu füllte sich mit Wasser oder wir drohten zu kentern. Noch war das aber alles kontrollierbar und das Luftboot eignete sich bestens für die Tour.


Wir legten kaum eine Pause ein, ich trauerte noch etwas dem Verlust meiner Kamera nach, sonst wäre ich häufiger angehalten um den Fluss vom Ufer aus zu fotografieren. Mit dem Smartphone ist das eher spaßlos. Die GoPro mit Weitwinkelmodus rettete mich etwas.


Wir trafen immer wieder auf WW-Stellen die wir inspizierten bevor wir sie befuhren.
Ein 4,5m langes beladenes Wanderboot ist hier nicht immer ganz einfach zu fahren. Die  Fließgeschwindigkeit ist teilweise hoch.


Ein ruhiger Abschnitt, da legten wir gleich mal eine Pause ein. 


Zahmwasser und schwierige Stellen wechselten sich stetig ab. Das Gefälle und die Fließgeschwindigkeit sind deutlich höher als auf den Fotos wahrzunehmen.


So langsam nähern wir uns Petran, dem ersten Ort/Restaurant an der Strecke.


Die Tagesetappe bis Petran beträgt 25km. Oben im Restaurant gibt es Frühstück ab 6:00 Uhr.
Dort erhielten wir auch den Hinweis, am etwas flussaufwärts gelegenen Strand, campieren zu können.
 

Nach einem Frühstück im Restaurant starteten wir in den nächsten Tag. Die Sonne ließ sich wieder blicken und die Wärme stieg auf unsere Betriebstemperatur an.
 
 

Zwischen Petran und Përmet geht es auch wieder sehr wild zu.

 

Die Fließgeschwindigkeit ist an dieser Stelle sehr hoch. Das ist auf dem Foto nicht so zu erkennen, aber der Höhenunterschied ist beachtlich.


Es gibt so einige Paddelherausforderungen auf der Vjosa, unterschätzen sollte die auch ein geübter Paddler definitiv nicht! Es sind aber häufig auch die kleinen Stellen mit enger Fahrrinne die einen in Schwierigkeiten bringen, weil Äste oder Steine einen gefährden.


Die Wasserqualität: Das Wasser war während unserer Tour auf der gesamten Strecke klar und nicht sedimenthaltig. Vor allem auf dem ersten 1/3 der Strecke fließen kleine Quellen/Bäche in den Fluss zur Trinkwasserentnahme.


Durch einen Abstimmungsfehler knallten wir auf diesen Felsbrocken auf, ein Luftboot hat ja eine gute Knautschzone ;-)


Wir nähern uns Përmet. Ein etwas größerer Ort mit vielen Restaurants, Banken, Geschäften usw.


In Përmet legten wir eine Pause zum Einkaufen und Geld wechseln ein.


Kurz vor Përmet noch eine Verblockung die schlecht zu fahren ist, zu viele Steine im Wasser.


Der Ort mit seinen Cafes und Einkaufsmöglichkeiten ist einen Stopp wert.


Ein paar Meter hinter der Brücke befindet sich auf der linken Seite eine alte Betontreppe. Hier stoppten wir und ich machte einen Einkaufsgang. Mit Gemüse, Obst, Nudeln, Wasser, Gaskartuschen und zwei Bierchen kam ich wieder. Geld in der Bank zu wechseln dauerte etwas, musste erst etliche Formulare ausfüllen, oh je!


Noch in Përmet ging es wild weiter. Eine Spritzdecke wäre auf der Vjosa sicherlich sinnvoll, ich kann mich damit aber nicht so anfreunden, ein offenes Boot gefällt mir deutlich besser.
Wir hatten uns vor der Tour einen leistungsfähigen Schwamm gekauft, der kam häufig zum Einsatz und auch die bootseigene Lenzoption im Heckboden.

Ich sah nur zwei Stellen an denen der Pegel abgelesen werden konnte, bei Përmet befindet sich einer davon.


Nach Përmet geht wieder die Post ab, es wurde wuchtig.


Hier hätten wir fast das Kanu und uns komplett versenkt, sind da aber heil durch.
Auf den Fotos ist das nicht so zu erkennen, aber in der WW-Stelle befindet sich eine Stufe und die fielen wir regelrecht runter. Die Wasserwucht faltete das Kanu zusammen. Danach war das Boot halb mit Wasser gefüllt. Hier kam das Gumotex Scout klar an seine Grenzen. Annähernd ähnliche Situationen gab es immer mal wieder auf der Vjosa.


Diese Wildwasserpassagen zu paddeln bereitete uns natürlich viel Spaß und bisher waren wir auch noch nicht gekentert, obwohl hinter uns heftige Stellen lagen.
Leider war meine GoPro nicht immer an bzw. machte ich Bedienungsfehler :-(
Meine Fernbedienung mit Kletterveschluss liegt nun auch auf dem Grund, die riss mir glatt in einer WW-Stelle vom Arm, das zeigt aber auch deutlich wie es teilweise zur Sache ging auf dem Fluss.

Ach wie schön...das grüne Wasser zu bepaddeln war immer wieder klasse, die ruhigen Abschnitte waren wie eine Meditationsphase und zeitgleich genossen wir die unberührte Landschaft. 


Es folgte ein Wechsel von Zahmwasser und leichtem WW, Erholung ;-)


Die wilderen Strecken ließen aber nicht lange auf sich warten. Einige WW-Strecken ziehen sich sehr in die Länge und es ist immer etwas schwer einzuschätzen welche Gefahren in -oder nach der nächsten Kurve drohen. Aufpassen! Spitze Steine, Prallwände oder ins Wasser ragende Äste oder Bäume kommen einem z.T. gefährlich nahe!


Ich dachte während der Tour immer wieder: "Cooler Wildfluss für Gepäckpaddler, anspruchsvoll und mit viel Spaß verbunden".


Immer wieder zogen wir mit dem Schwamm das Wasser aus dem Kanu. Während der kleinen Pausen sahen wir uns den weiteren Flussverlauf an. Dann näherten wir uns einer schwierigen Stelle mit Folgen... 


Als wir an dieser Stromschnelle mit Zustrom auf die Unterspülungen zukamen, ahnte ich schon, dass es eng werden könnte...oh ja! Die Fließgeschwindigkeit war hoch.
Ich konnte die vielen steinigen Hindernisse mit dem langen beladenen Boot nicht passend durchkreuzen und wir liefen mit hoher Geschwindigkeit auf einen Stein auf. Der Wasserdruck war immens, das Kanu fing an sich rasend schnell zu drehen und drohte zu kentern. Heiko und ich versuchten mit Ausgleichsbewegungen die sofortige Kenterung zu verhindern, das gelang uns glücklicherweise!
Ich wollte keinesfalls im Wasser treibend hier runter, die Stelle war schlichtweg gefährlich.


Nun begann der Spaß aber erst richtig. Wir hatten alle Mühe das Boot im Gleichgewicht zu halten um nicht zu kentern. Erstmals stieg mein Adrenalinpegel deutlich an, ich dachte: "nein nein..., wir kentern nicht, ich will das hier nicht, das wäre voll Kacke.
Das Boot drehte sich um die eigene Achse und wir begannen mit hoher Geschwindigkeit rückwärts die Stromschnelle runterzufahren.  
Oh shit! Wir versuchten das Kanu währenddessen zu wenden und zeitgleich sah ich permanent nach hinten und hohe Wellen auf uns zukommen. Spontan entschied ich mich aber das Theater rückwärts zu beenden und nicht an die scharfkantigen Felsen zu knallen. Dennoch war die Gefahr zu kentern groß.

...und ab ging die Post, leider rückwärts :-)))


Boah...schwitz und geschafft :-) Wir jubelten...nicht gekentert, knapp vorbei ;-) 

Nachdem wir heil durch die hohen Wellen waren, drehte ich das Kanu doch noch im WW.


Nach der filmreifen Szene paddelten wir entspannt der Abendsonne entgegen.


...auf der Suche nach einem Nachtlager.


Am Abend entdeckten wir einen tollen ruhigen Übernachtungsplatz direkt am Fluss.


Nachdem das Zelt aufgebaut war, besuchte uns noch eine große Schafherde die mächtig Staub aufwirbelte. Die Hirtenhunde kamen uns nicht zu nahe.


Morgens brachte ein Obstbauer seine benzinbetriebene Wasserpumpe am Fluss in Stellung und verhalf uns zu einer frühen Weiterfahrt. Der Mann war aber ziemlich freundlich winkte uns ständig zu und wunderte sich über diese zeltenden Paddelexoten.


Auch hier wieder eine klasse Landschaft, kurz vor Këlcyra. Einfach großartig, dass wir diese tolle Natur annähernd für uns alleine genießen konnten!


Auf in die Këlcyra-Klamm, kurz vor der Brücke soll es ein gutes Restaurant geben.


Das Restaurant liegt oberhalb, es war gar nicht so einfach dort hochzuklettern.

 

Nach einer ausgiebigen Erholungspause im Restaurant paddelten wir weiter. Das Essen war lecker und ist zu empfehlen.


Sehr hübsch anzusehen. Das hereinströmende Wasser wirkte sehr sauber, das hätte ich getrunken.


Die Farbkontraste und Natur sind einfach fantastisch.


Nach ein paar Kilometern folgt ein weiteres Lokal am Fluss, mit tollem Blick in die Berge, sehr schön auf der rechten Seite gelegen.
Bierpause, logisch!


Die schwierigsten Wildwasserstellen lagen nun hinter uns und wir paddelten vollkommen entspannt dem kommenden Streckenabschnitten entgegen, so dachten wir ;-)

Diese Nachlässigkeit wurde uns fast zum Verhängnis, das sah doch gar nicht so heftig aus:


Da kam noch eine WW-Stelle (s.o.), das Kanu wurde von der Seite durch starkströmende Wassermassen steuerbord richtig unter Wasser gedrückt und fast zum kentern gebracht. Heiko hielt sich schon fest, ich hielt durch Körperverlagerung und Paddeltechnik dagegen, wir kenterten nicht, schossen aber mit hoher Geschwindigkeit auf die nächste Kurve zu, in der lange Äste lagen...

Das war eindeutig die gefährlichste Situation der gesamten Tour, an den Ästen wäre ich fast "skalpiert" worden.
Wir kamen durch die starke Strömung zu weit nach außen, Fahrfehler :-( das war aber auch echt schwierig zu fahren.


Alles gut überstanden und nach ein paar hundert Metern die nächste Situation, das war halt nicht unser Nachmittag :-/

Wir bretterten da mit hoher Geschwindigkeit auf eine Stelle zu, an der viel Wasser von links einströmte und vor dem Baum ein Stein das Wasser von hinten aufhielt und nach oben drückte, na klasse, also links vorbei...;-)


Oh das wird knapp...:-)
Zuerst kamen wir da fahrgerecht vorbei, alles gut, aber dann...


...wurde das Heck links von Wassermassen erwischt bzw. kann es auch sein, dass wir rechts hinten doch auf den Stein aufgelaufen sind, jedenfalls folgte die erste Kenterung. Prima nun war es soweit :-/

Mich erwischte fast zeitgleich von hinten die Strömung/bzw. eine Welle und spülte mich vom Sitz. Die Situation kam unvermittelt und überraschte mich völlig. Ich flog regelrecht durch die Luft :-)))
Heiko hielt sich tapfer am Kanu fest, ich musste mich nach dem Auftauchen erst einmal orientieren.


Großartige Szenerie. Wir kentern :-) Das Wasser war ja schön warm ;-)


Nachdem wir uns das Boot gekrallt hatten, trieb uns die Strömung flussabwärts.
Am Ufer angekommen wendeten wir das Kanu und sahen nach, ob etwas abhanden gekommen war.
Ja...unser Schwamm und mein Sitzkissen :-(


Ein paar Kilometer nach Tepelena fanden wir unseren nächsten Übernachtungsplatz.


Hier wurden wir morgens um 5 Uhr durch einen kläffenden Hirtenhund geweckt, der 20 Min. lang in 10m Entfernung vor dem Zelt verharrte.


Inmitten dieser Bilderbuchlandschaft legten wir gerne eine Pause ein.

 

An dieser Stelle sollte einer der beiden Staudämme an der Vjosa errichtet werden.
Nach dem Einsatz und Engagement vieler Umweltschützer, wurde das Bauvorhaben vom obersten Gericht in Albanien gestoppt. Hoffen wir, dass an der Vjosa die Dämme nie errichtet werden, sonst verlieren wir diesen fantastischen letzten Wildfluss in Europa zum Paddeln.

 

Immer wieder mal nahmen wir ein Bad im warmen Flusswasser.


Auf den Schotterflächen wäre es auch möglich gewesen zu campieren.


Kein Mensch, annähernd keine Zivilisation. Der Fluss ist einfach klasse!


Je näher wir der Küste kamen, je heißer wurde es. Ein wenig Schatten unter der Straßenbrücke tat gut.


An einer Stelle nähert sich der Fluss einer Fernstraße, dort befindet sich der Stand von "Aragosta Muzik".
Der nette Besitzer ließ uns in seinem Biergarten zelten und rief einen Bekannten an, der uns mit einem Abendessen versorgte. Morgens gibt es auch Kaffee am Stand.


Im unteren Flussabschnitt wird etwas im Schotterbett gebaggert, dadurch verändert sich der Flussverlauf immer wieder mal und es ist spontan nicht gleich ersichtlich wo es weiter geht.


An der Straßenbrücke bei Novosele, etwa 17km vor der Vjosamündung, wollten wir einen Stopp einlegen, aber das Flussufer am Ort war völlig zugemüllt.


12km vor der Mündung unser letzter Übernachtungsplatz. Da der Uferbereich am Unterlauf der Vjosa sehr zugewachsen ist, ist es ratsam, frühzeitig einen Biwakplatz zu suchen.


Im Mündungsbereich befinden sich einige Netze im Fluss.


Nach 209km war die Adria erreicht :-)


Eigentlich war geplant an der Küste entlang bis Vlora zu paddeln. Das war uns aber nicht möglich, da wir Südwestwind (4-5 Beaufort) hatten. Wir entschlossen uns kurzerhand 17km zurück bis zur Straßenbrücke bei Bishan-Novosele zu paddeln, um uns dort ins Taxi nach Vlora zu setzen.

An der Straßenbrücke erlebten wir dann die einzige unschöne Szene der gesamten Kanutour.
Auf der stillgelegten Brücke standen drei Jugendliche und der Jüngste der Truppe kam auf die Idee einen Stein auf uns zu werfen, der fiel zum Glück direkt neben das Kanu ins Wasser.
Generell begegneten wir aber freundlichen und hilfsbereiten Menschen auf der Tour!

Nach dem Schreck packten wir alles zusammen und gingen in ein Restaurant und aßen etwas. Danach organisierte der Besitzer einen Fahrer, der uns zum spontan gebuchten Hotel nach Vlora brachte.


Nach einer Nacht im Hotel fuhren wir mittags mit dem Bus in 4 Std. nach Saranda.
Die Fahrt kostete nur 7 Euro. Der Hotelbesitzer rief zuvor einen Bekannten an, der uns zur Busstation in Vlora brachte.
Der Bus machte einen großen Bogen über die S14, durchs Landesinnere bis Tepelena, bevor wir südwärts abbogen. Wir fuhren somit ein ganzes Stück parallel zur Vjosa.


Die Fahrt im nichtklimatisierten Kleinbus (etwa 15 Sitzplätze) war eine ziemliche Gurkerei.
Der Blick, um sich vom Fluss zu verabschieden, allerdings bestens. 


Vom Busbahnhof in Saranda nahmen wir ein Taxi zum Fährhafen. Die Abendfähre war allerdings ausgebucht und somit übernachteten wir direkt gegenüber des Hafenterminals im Hotel.
Vorab lösten wir die Tickets für den kommenden Tag um 10:30.
Saranda ist ein knallüberfüllter Touriort, den ich nicht wieder besuchen muss. 

 

Am kommenden Morgen fuhren wir in 1,5 Std. mit der kleinen Autofähre nach Korfu.
Es gibt auch noch Schnellfähren, aber die Abfahrtszeiten passten uns nicht.

Ausreise aus Albanien: Im Hafenhaus/Saranda befindet sich die Passkontrolle. Unsere Ausweise wurden gescheckt und mit den Daten im PC abgeglichen. Von daher ist es ratsam, nicht illegal in das Land einzureisen!


Auf Korfu verbrachten wir noch eine Nacht in einer Apartmentanlage bevor wir gegen Mittag zurück nach Bremen flogen.
Korfu ist in der Hochsaison ebenfalls total überfüllt, es war kaum möglich ein Taxi vom Fährhafen zum Hotel zu erhalten. 2 Kreuzfahrtschiffe im Hafen liegend, verschärften die Situation noch.
Nach der tollen Wildnistour auf der Vjosa, sind solche Orte/Inseln völlig zum Abgewöhnen.


Fazit:
Die Vjosa ist wirklich ein großartiger wilder Fluss, eingebettet in eine wunderschöne und abwechslungsreiche landschaftliche Szenerie . Dafür gibt es klar *****

Wissenschaftler sagen zur Vjosa:
"So wie hier war es einst überall und ist es nun fast nirgends mehr".

Unsere Paddelstrecke betrug insgesamt 227 km. 209km bis zur Mündung und 18km flussaufwärts zurück bis zur Aussetzstelle.
Besonders gefiel mir die unberührte Natur und Ruhe am Fluss. Zivilisation ist auf der gesamten Strecke
wenig anzutreffen. Ein paar kleine Dörfer, Orte und vereinzelt mal ein Restaurant.

Zeltmöglichkeiten: Wir hatten wenig Mühe wilde Übernachtungsplätze zu finden, auch nicht in den Niedrigklamm-Stellen. Da teile ich die Infos anderer Paddler nicht. Nur am zugewachsenen Unterlauf ist es schwierig (etwa auf den letzten 30km), dort gibt es wenige Optionen.

Schwierigkeitsgrad für Kanuten: Der Fluss ist ein Traum für geübte und erfahrene Paddler mit Wildwassererfahrung, vorausgesetzt die abfließenden Wassermengen halten sich in Grenzen. Nach einem Unwetter/starken Regenfällen bzw. hohem Wasserstand, würde ich von einer Gepäckfahrt absehen. Als Anfänger oder unerfahrener Wildwasserpaddler würde ich die Tour nicht angehen, da kann ich nur einzelne Teilstücke empfehlen. Die meisten Stellen können zwar getreidelt werden, aber nicht alle! Auch viele kleine WW-Stellen erscheinen einfach, werden einem aber durch zu enge Fahrrinnen, Steine und Äste u.U. zum Verhängnis.
Generell ist eine Befahrung der Vjosa je nach Wasserstand ganz unterschiedlich zu bewerten.

Temperaturen/Wasser: Die Lufttemperaturen waren für den Hochsommer erträglich (kein Vergleich mit meinen Touren auf der iberischen Halbinsel), erst kurz vor der Küste wurde es heiß. Von daher ist der Sommer auch ein guter Zeitpunkt für eine Tour auf der Vjosa.
Das Flusswasser war überwiegend angenehm warm und generell sehr klar und nicht sedimenthaltig. An einigen Stellen hatte es eine schön anzusehende grüne Färbung.
Müll/Dreck: Im Wasser schwamm glücklicherweise kein Müll herum, aber in den Bäumen und Sträuchern der Vjosa entlang bleibt viel Müll nach höheren Wasserständen hängen. In den Dörfern und Orten sieht es häufig auch nicht viel besser aus, das war leider sehr unschön. Generell ist es aber so, dass die Schönheit der Landschaft diesen ganzen Müll überstrahlt. Grundsätzlich besteht bei der Abfallentsorgung im Land ein großer Nachholbedarf.
Ergänzung von Stefan S. zur Situation vor Ort im Juni 2019:
 Das drastischste Beispiel für Stinkewasser war ein rechtsufriger "Wasserfall" in der Nagelfluh-Schluchtstrecke direkt an der Gitterkastenbrücke von Badëlonjë (oberhalb Permet): Der "Wasserfall" hatte im wahrsten Sinne des Wortes gelbes Wasser und roch auch entsprechend (nach Urin, falls jemand noch Fragen haben
sollte). Evtl. stammt die Fäkalieneinleitung von dem dort gelegenen Hotel Nemercka (?)
Koordinaten in etwa: https://goo.gl/maps/yrHmKrszbmSHvuTc8  Auch sonst war die Wasserqualität im Bereich der meisten größeren Ortschaften flussab nicht wirklich gut (ich hätte dort oft nicht schwimmen wollen).
Ansonsten waren die Ufer der Vjosa zwischen unserem Einstieg nahe der griechischen Grenze bis runter nach Tepelena ziemlich vermüllt. Einige Bäume sahen aus wie Wäscheständer für eine Altkleidersammlung (Foto von einem Beispiel dafür etwas unterhalb von Këlcyra) - von der Menge an Altkleidung an den Ufern hatte man tatsächlich den Eindruck, als ob Altkleidercontainer (nach Aussortieren brauchbarer Kleiderstücke) einfach zur Entsorgung in den Fluss gekippt
worden wären - immerhin gibt es oberhalb auch in Griechenland ja eigentlich keine größeren Städte mit Müllhalden, die eine solche Anhäufung von Altkleidern erklären könnten ...

Abgesehen davon ist die Vjosa natürlich trotzdem ein beeindruckender Fluss (allein schon von der Flußmorphologie her) und immer eine Reise wert - nur Wasser trinken würde ich aus der Vjosa selber nicht (sondern höchstens aus den direkt einmündenden Karstquellen unterhalb von Këlcyra) ..., VG Stefan.
 
Zum Kanu: Wir paddelten die Strecke im Gumotex Scout Standard, ein 4,45m langes Luftboot mit Lenzoption. Das Luftboot gleitet gut über flache Stellen oder Steine, das sah ich als großen Vorteil auf der Strecke an. Ein längeres Kanu würde ich für die Vjosa nicht empfehlen, es sind zu viele Hindernisse im WW zu umfahren, was bei einen Gesamtgewicht von über 200kg und einer Länge von knapp 4,50m schon nicht immer einfach war.

Während der Tour sahen wir kein weiteres Kanu. 15km vor der Mündung begegnete uns ein kleines Boot mit Außenbordmotor in dem ein paar Polizisten saßen.

Zu meinen Fotos, die das Wildwasser darstellen: Ich habe nicht alle WW-Stellen erfassen können.
2 oder 3 sehr schwere Stellen und viele leichte fehlen. Die Fotos lassen generell nicht so richtig die Schwierigkeiten und Gefahren der einzelnen WW-Passagen erkennen, live geht es heftiger zur Sache! Wir sind auf der Strecke nur 1,5mal gekentert, andere Paddler berichteten mir von häufigeren Kenterungen.

 Wer weitere Fragen zur Anreise oder dem Fluss hat:
http://www.travelkai.de/kontaktseite.htm
Taxi: https://www.hellaschauffeur.com/

Albanien-Infos/Forum:
 albanien.ch Forum - Forum Übersicht

Die Vjosa ist seit 2023 Europas erster Wildfluss-Nationalpark.

Hier geht es zu unserer 2ten Vjosa-Befahrung vom Okt 2023